Egal ob erfahrener Online Broker oder blutiger Anfänger in Sachen (Day)Trading, manche Denkfehler beim Investieren wiederholen wir Menschen (leider) in allzu häufiger Regelmäßigkeit. Psychologie, Emotionen, gewohnte oder antrainierte Muster und Verhaltensweisen spielen auch beim Investment an der Börse eine entscheidende Rolle.
Deshalb wollen wir hier auf die 10 großen Denkfehler beim Investieren eingehen und Ihnen damit – hoffentlich – so manches Ärgernis bei der Geldanlage ersparen. Machen Sie nicht die gleichen Fehler, wie so viele Anleger vor Ihnen!
1. Emotionen – Angst & Euphorie
Auch wenn wir das gern denken und hören, Menschen sind nicht immer rationale und vernunftgetriebene Wesen. Oft lassen wir uns in unserem Handeln von Emotionen leiten. Nicht umsonst investiert die Werbebranche weltweit Milliarden ins Marketing und setzt damit quasi darauf, dass wir als Verbraucher überhaupt, oder besser gesagt noch mehr, von all den verschiedenen Produkten, konsumieren. Wer hat nicht schonmal vom sogenannten Spontankauf oder Impulskauf gehört?
Doch was hat das mit dem Investment an der Börse zu tun? Gerade an der Börse, wenn es um Ihr wohlverdientes Geld geht, sollten Sie sich nicht von Emotionen treiben lassen. Weder von Angst, noch von Euphorie, oder gar Gier. Viele Anfänger an der Börse neigen z.B. dazu, aus Angst noch mehr Geld zu verlieren, ihre Aktien panikartig zu verkaufen, wenn die Kurse das erste Mal richtig abgestürzt sind. Dazu aber später mehr im Punkt 3. “Geduld”.
Zu ängstliches oder euphorisches (emotionales) Handeln.
Ein weiterer falscher Ratgeber in Sachen Investments ist die Euphorie oder, noch extremer, die Gier. Wer hat nicht schon Werbungen gesehen, oder Werbeversprechen gehört, mit allzu verlockenden Renditen und einfach zu erzielenden Gewinnen? Vergleichbar mit dem Gefühl, dass ein Spieler im Casino haben muss, wenn er beim Roulette sein Geld setzt oder in der Erwartung ist, einen großen Lotto Jackpot o.Ä. abzuräumen.
Am Riskieren, Spekulieren, Einsetzen oder Investieren – wie auch immer Sie es nennen wollen – ist grundsätzlich nichts Falsches. Treffen Sie jedoch möglichst alle Entscheidungen, die Ihr Geld und Ihre Investitionen angehen, ruhig und überlegt. Wenn Sie einen schlechten Tag hatten oder aus welchem Grund auch immer unter Adrenalin stehen bzw. aufgeregt sind, dann schlafen Sie lieber eine Nacht darüber und fällen Sie dann Ihren finalen Entschluss.
2. Sicherheit – Rendite vs. Risiko
Was uns nun auch zu unserem nächsten Punkt führt, Rendite vs. Risiko. In der Regel gibt es bei allen (finanziellen) Investments einen kausalen Zusammenhang. Und der heißt: Je mehr Rendite, Zinsen oder Gewinn Sie erzielen können, desto mehr Risiko gehen Sie in der Regel ein, dass Ihr Geld im schlimmsten Fall weg ist. Der Zusammenhang ist nicht immer linear, aber dennoch vorhanden. Ziel ist es natürlich das Risiko eines (Total-)Verlustes minimal zu halten.
Um ein paar einfache Beispiele zu nennen: Das Geld auf Ihrem Sparkonto oder Sparbuch, bei der Bank oder Sparkasse Ihres Vertrauens, ist da relativ sicher angelegt. Ergo bekommen Sie dort aktuell wohl mit am wenigsten Zinsen bzw. aufgrund der aktuellen Zinspolitik oftmals nur noch 0,00 – 0,XX %.
Legen Sie dagegen Geld auf einer Crowdinvesting Plattform an, welche z.B. in diverse Immobilienprojekte in Ost- oder Südeuropa investiert, dann haben Sie hier generell einen deutlich höheren Zins zu erwarten – im Vergleich zum Sparkonto. Diese höhere, zu erwartende, Rendite geht auch mit einem deutlich höheren Risiko einher, dass Sie Ihr Geld (komplett) verlieren. Berücksichtigen Sie daher diesen Denkfehler beim Investieren bzw. Traden.
Das Rendite-Risiko-Verhältnis falsch einzuschätzen.
Ein weiteres Beispiel vom Aktienmarkt: Sie investieren 10.000 € in Aktien von einem bekannten Unternehmen, wie z.B. Apple, Amazon oder Google – sog. Bluechip oder Blue Chip Aktien (Standardwerte). In einem zweiten Fall investieren Sie 10.000 € in Aktien von kleinen, relativ unbekannten, Unternehmen. Diese besonders kleinen Unternehmen bieten ihre Aktien oftmals zu einem sehr günstigen Stückpreis an – daher auch der Name Pennystock(s).
Nun können Sie sich sicherlich schon denken, bei welchem Investment Sie deutlich mehr Risiko eingehen Ihr eingesetztes Kapital zu verlieren. Gleichzeitig haben Sie natürlich auch die Chance, Ihr eingesetztes Kapital zu vervielfachen. Ob Ihnen das das Risiko Wert ist, müssen Sie natürlich selbst entscheiden.
3. Geduld – Kursschwankungen aushalten
Ein weiterer Denkfehler beim Traden geht mit der Geduld einher. Wir hatten es ja im Punkt 1. schon einmal angedeutet. Lassen Sie sich von Höhen und Tiefen nicht beeindrucken und treffen Sie Ihre Investitionsentscheidungen möglichst rational, auch wenn es einmal schwer fallen sollte.
Beginner machen oftmals den Fehler und verkaufen Ihre Aktien zu schnell wieder, sobald sie mal etwas deutlicher gestiegen oder gefallen sind. Verkaufen Sie zu schnell bei einem Anstieg, verpassen Sie evtl. den weiteren Höhenflug. Obwohl es u.U. auch richtig sein kann seine Gewinne mitzunehmen. Tipp: Am besten arbeiten Sie hier mit den sogenannten Stop-Loss-Orders des Online Brokers Ihres Vertrauens.
Keine Geduld zu haben und damit vorschnell zu (Ver-)Kaufen.
Den gleichen Fehler kann man auch in umgedrehter Richtung bzw. Reihenfolge machen. Verkaufen Sie in einem Tief, realisieren Sie gewissermaßen den Verlust. Haben Sie die Geduld und halten Ihre Aktien über mehrere Monate und Jahre weiter, können sich selbst größte Rückschläge und Tiefpunkte an den Aktienmärkten wieder in ein Plus umkehren. Schauen Sie sich hierzu einmal das Renditedreieck des DAX (s.u. in 4.) mit über 50 Jahren Aktien-Renditen an.
4. Anlagehorizont – Zeit ist Ihr Verbündeter
Dies führt uns auch schon zu unserem nächsten Denkfehler beim Investieren. Legen Sie sich vorher ganz klare Ziele fest. Möchten Sie privat für’s Alter vorsorgen und haben einen Wertpapier oder ETF Sparplan aufgesetzt, ist die Route klar. Sie haben einen sehr langfristigen Anlagehorizont und brauchen damit überhaupt keine Angst vor kurzfristigen Verlusten zu haben. Sitzen Sie die Rücksetzer einfach aus – siehe auch 3., Geduld haben!
Keinen Anlagehorizont bzw. keine Anlagedauer festzulegen.
Denn diverse Studien zeigen: Langfristig steigen die Aktienkurse. Damit ist natürlich der gesamte Markt gemeint. Einzelne Ausreißer, also einzelne Aktien, können davon natürlich immer abweichen. Als Quelle für den langfristig positiven Trend sei an dieser Stelle das DAX Rendite-Dreieck des Deutschen Aktieninstituts genannt. In der Schweiz oder den USA gibt es ähnliche Ergebnisse, lediglich die durchschnittliche jährliche Rendite weicht etwas ab.
5. Timing – Einstiegszeitpunkt entscheidend
Wie wir schon festgestellt haben, sind sowohl der Anlagehorizont, als auch die Nervenstärke bzw. Geduld, 2 relevante Faktoren für eine erfolgreiche Handelsbilanz. Was hierbei ebenfalls mit reinspielt, ist das Timing, also der Einstiegszeitpunkt Ihres Investments. Ein tückischer Denkfehler beim Traden.
Der Optimalfall für jeden Trader wäre natürlich, dass Sie zum Höhepunkt der Krise (Depression), also zu tiefsten Kursen, Aktien einkaufen und dann nach einem möglichst langen wirtschaftlichen Aufschwung (Expansion & Boom), zu absoluten Höchstpreisen, Ihre Anteile wieder verkaufen.
Keine Kontinuität beim Investieren zu haben (Timing).
Natürlich ist dies ein rein hypothetisches Szenario. Denn niemand, selbst nicht die professionellsten Investoren und Fondsmanager, kann diese Zeitpunkte exakt Vorhersagen und dementsprechend Ihr verwaltetes Kapital investieren. Auch Investment Legenden, wie z.B. Warren Buffett, können die Zukunft nicht Vorhersagen. Warren Buffet und seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway handeln außerdem nach ganz eigenen Anlagestrategien.
6. Anlagestrategie – Einen (Spar)Plan anlegen
Dieser Denkfehler beim Investieren hängt z.T. auch mit den in 4. “Anlagehorizont” und 5. “Timing” geschilderten Faktoren zusammen. Machen Sie sich vor Ihrem Investment einen klaren Plan und überlegen Sie sich eine Strategie, welche Sie dann konsequent verfolgen. Zu dem Thema Anlagestrategien gibt es sowohl im Internet, als auch im Buchhandel, zahlreiche inspirierende Fachbücher, Artikel und Videos.
Bei der richtigen Strategie spielen u.a. folgende Fragen eine Rolle: Wie lange wollen Sie Geld sparen? Welchen Betrag und in welcher Häufigkeit möchten Sie investieren? Für welchen Zweck (Altersvorsorge, Studium der Kinder, Weltreise, etc.) ist das Geld gedacht? Wann brauchen Sie das Geld wieder? usw.
Keinen Plan und keine klare Anlagestrategie zu haben.
Auch das Problem mit dem optimalen Einstiegszeitpunkt, also dem Timing, lässt sich mit der richtigen Anlagestrategie lösen. Kaufen Sie nicht alles auf einmal! Legen Sie sich einen Sparplan zurecht und investieren Sie regelmäßig, gleicht das die Höhen und Tiefen aus (s.a. Durchschnittskosteneffekt, engl. cost average effect oder dollar cost averaging). Gratis Sparpläne für Aktien, ETFs, uvm., haben mittlerweile einige Online Broker im Angebot.
7. Diversifikation – Nicht alle Eier in einen Korb
Diesen Denkfehler machen leider viele Trader zu Beginn, da er sehr leicht zu übersehen bzw. zu vergessen ist. Auf den ersten Blick sieht es recht einfach aus mit der Geldanlage. Sie haben einen Betrag X an CHF / € / $ angespart zur Verfügung und investieren davon nun z.B. in eine Aktie oder einen ETF Ihrer Wahl.
Bleibt es bei einer einzigen Aktie, oder einem Fonds, etc., sind Sie sehr anfällig für Schwankungen bei Ihrer Geldanlage. Denn Sie können vorher nie genau wissen, ob es sich bei Ihrem Investment um einen Gewinner oder einen Verlierer handelt. Deshalb sollten Sie Ihr Geld zwischen den verschiedenen Anlageklassen und Anlageformen diversifizieren bzw. aufteilen.
Sein(e) Investment(s) nicht zu streuen (Diversifikation).
So können Sie Geld, dass Sie langfristig anlegen wollen, eben in Aktien und ähnliche Assets / Vermögensklassen investieren. Und Geld, dass Sie kurzfristig noch gebrauchen können, stecken Sie lieber in eine schwankungsfreie Geldanlageform, wie z.B. ein Tagesgeldkonto.
Die Diversifikation ist also alles in allem ein enorm wichtiger Punkt. Und das Schöne daran: Diese Weisheit gilt nicht nur bei der Geldanlage, sondern kann Ihnen auch noch in einigen anderen Lebensbereichen weiterhelfen.
8. Home Bias – Über den Tellerrand schauen
Das Home Bias (dt. Heimatmarktneigung) ist ein ähnlicher Denkfehler beim Investieren bzw. Handeln, wie die oben genannte Diversifikation. Streng genommen kann es sogar als eine Art Unterkategorie der Diversifikation gesehen werden. Der Home Bias besagt nämlich, dass Investoren bevorzugt oder überproportional in den einheimischen (Aktien-)Markt Geld anlegen.
Nur in den einheimischen Markt zu investieren (Home Bias).
Laut der Portfoliotheorie ist aber genau das Gegenteil dieses Handelns sinnvoll. Eine Allokation der Investitionssumme im Portfolio auf verschiedene Anlageklassen und auf eine Vielzahl nationaler Märkte kann zu einer Erhöhung der erwarteten Rendite führen – und das bei gleichem Risiko.
Anstatt also bspw. nur in den SMI oder DAX zu investieren, schauen Sie sich ruhig einmal Unternehmen aus dem amerikanischen Dow Jones Industrial Average, dem französischen CAC 40 oder dem italienischen Leitindex FTSE MIB an.
9. Liquidität – Geld verfügbar haben
Wie bereits vorher im Punkt 7. “Diversifikation” schon erwähnt, kann es aus Gründen der schnelleren Verfügbarkeit natürlich sinnvoll sein einen Teil Ihrer Geldanlage auf einem Tagesgeldkonto zu parken. Denn Notfälle können immer eintreten und dann ist es gut hier eine gewisse Geldreserve zu haben.
Mit der Liquidität, im Sinne von Verfügbarkeit, stellt sich außerdem auch die Frage nach der richtigen Aufteilung des Geldes. Grundsätzlich gibt es hier 3 miteinander konkurrierende Ziele, die Sie eventuell auch schonmal bei einem Besuch bei der Bank oder Sparkasse Ihres Vertrauens gehört haben: Rendite, Sicherheit, Liquidität. Oder auch kurz das “Magische Dreieck der Vermögensanlage” genannt.
Kein(e) Bargeld & Cash-Reserven zu haben (Liquidität).
Je nachdem welche Ziele Sie bei der Geldanlage verfolgen und in welchem Lebensabschnitt Sie sich befinden, kann ein anderer Schwerpunkt sinnvoll sein. Das Besondere am “Magischen Dreieck” ist, dass Sie niemals alle 3 Ziele gleichzeitig mit einer Anlageform erreichen können. Wollen Sie also Liquidität mit einer Anlageform, müssen Sie entweder auf Sicherheit oder auf die Rendite verzichten. Tipp: Umgehen Sie dieses Problem durch Diversifikation!
10. Alternativen – Anbieter vergleichen
Und last but not least der 10. Denkfehler beim Investieren. Auch wenn Sie schon viele Jahre zufriedener Kunde bei Ihrer Hausbank sind, lassen Sie sich nicht von einem Brokervergleich abschrecken. Eventuell haben Sie auch noch gar kein Depot bei einer Bank oder einem Online Broker? Umso besser! Informieren Sie sich im Internet, fragen Sie Freunde oder Verwandte, die bereits eigene Erfahrungen gesammelt haben, und vergleichen Sie anschließend die Konditionen.
Angebote und Konditionen nicht zu vergleichen.
Oftmals werden Sie überrascht sein, wie viel Geld Sie auf Dauer, über Wochen, Monate und Jahre, bei zahlreichen Trades, an Gebühren einsparen können. Egal ob Sie einen Depotübertrag zu einem günstigeren Broker erwägen, es um ein Zweitdepot geht, oder ob es der erste Trade beim ersten Broker sein soll, vergleichen lohnt sich immer! So erzielen Sie von Beginn an die einfachste Rendite – unnötige Kosten einsparen.
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