Wenn Sie in der Finanzbranche arbeiten oder privat an der Börse investieren, dann haben Sie in Ihrem Umfeld sicherlich schonmal diese alte Börsenweisheit gehört. Aktien sollte man kaufen, wenn die Kanonen donnern. Doch was bedeutet das wirklich in puncto Anlagestrategie? Und wer hat diesen Ausspruch ursprünglich geprägt?
Gerade im Frühjahr 2022 ist diese Weisheit womöglich aktueller denn je. Wir versuchen in diesem Beitrag ein wenig mehr Licht ins Dunkel zu bringen und hoffen, dass auch Sie davon in Zukunft bei Ihren Investments profitieren!
Börsenweisheiten – Aktien kaufen, wenn die Kanonen donnern
Börsenweisheiten gibt es wie Sand am Meer. Genauso verhält es sich mit Ratgebern, Sprüchen und Zitaten rund um das Thema Geld und Finanzen im Allgemeinen. Doch was ist an diesen in Wahrheit dran?
Sicherlich sind manche Aussagen bspw. eher humoristischer Natur. Andere wiederum haben einen ernsteren Kontext oder gar Hintergedanken. Und je nachdem, was für Personen sie getätigt haben, können sie eine andere Bedeutung bzw. Wirkung haben und sollten auch entsprechend eingeordnet werden.
Denn natürlich macht es einen Unterschied, ob diese Ratschläge und Weisheiten von Experten auf ihrem Fachgebiet, in diesem Fall Wirtschaftsexperten, oder aber z.B. von Politikern, Satirikern, Schriftstellern, Philosophen oder einfach nur berühmten Persönlichkeiten – aus ihrer jeweiligen Zeit – stammen.
An dieser Stelle ein paar Beispiele für das oben genannte:
- „Die ganze Börse hängt nur davon ab, ob es mehr Aktien gibt als Idioten – oder umgekehrt.“
von André Kostolany - „Die meisten Menschen sind bereit zu lernen, aber nur die wenigsten, sich belehren zu lassen.“
von Winston Churchill - „Geld allein macht nicht glücklich. Es gehören auch noch Aktien, Gold und Grundstücke dazu.“
von Danny Kaye - „Arbeit ist das beste Mittel gegen Verzweiflung.“
von Sir Arthur Conan Doyle
Nun aber zum eigentlichen Thema zurück: Kaufen, wenn die Kanonen donnern? Oder der Vollständigkeit halber: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen.“. Dieses Zitat basiert wohl auf einer Aussage von Kalman Mayer Rothschild bzw. Carl Mayer von Rothschild.
Er war ein deutscher Bankier, aus der Familie Rothschild, und lebte in der Zeit von 1788 bis 1855. Bereits im Jahr 1810 wurde er mit nur 22 Jahren Teilhaber des Bank- und Handelshauses „M.A. Rothschild & Söhne.“. Damit gehörte er einer der einflussreichsten Familien im damaligen Europa an.
Auch sie haben von ihren geschickten Investments an der Börse, insbesondere der Londoner Börse, profitiert. Dabei halfen ihnen u.a. ein eigenständig aufgebautes und zuverlässiges Kommunikationsnetzwerk, zahlreiche gute Kontakte in die Politik und nicht zuletzt auch die diversen kriegerischen Auseinandersetzungen verschiedener europäischer Fürstentümer, Königreiche und Länder des 19. Jahrhunderts untereinander.
Anlagestrategien – Antizyklisches Investieren an der Börse
Doch was lässt sich von dem Zitat bzw. dieser Geschichte dahinter nun konkret für das Investieren an der Börse ableiten? Im Prinzip verfolgte die Familie Rothschild nichts anderes als die konsequente Umsetzung der Anlage- und Timing-Strategie des antizyklischen Investierens.
Einfach gesagt geht es darum, entgegengesetzt der breiten Masse – eben antizyklisch – zu handeln. Das heißt also bei einer guten Konjunktur bzw. fast überschwänglichen Stimmung am Markt seine Aktien zu verkaufen und dann in einer in Zukunft folgenden Rezession zu sehr günstigen Preisen wieder einzusteigen (s. zum Beispiel die Lage am Aktienmarkt im Frühjahr 2020 aufgrund des Corona Virus).
Der Grundgedanke dahinter ist, dass die Meinung der Masse und dementsprechend ihr Anlageverhalten zu einer Übertreibung der Kurse, aber auch zu einer Untertreibung führt. So kommt es vor, dass nach einem jahrelangen Aufschwung und immer neuen Rekordkursen weiterhin noch Leute neu an der Börse investieren. Obwohl dies gegebenenfalls fundamental nicht mehr gerechtfertigt ist.
Es handelt sich dabei gewissermaßen um einen Gegenentwurf zum sogenannten Homo oeconomicus, da hier unterstellt wird, dass sich der Mensch, also der Anleger, eben nicht (immer) rational verhält. Und im konkreten Fall fasst Carl Mayer von Rothschild bereits damals mit seinem markigen Spruch die Anlagestrategie antizyklisches Investieren perfekt zusammen.
Abschließend deshalb noch einmal das Zitat von Carl Mayer von Rothschild, der diesen Ausspruch ursprünglich prägte:
„Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen.“
Was ist Ihre Meinung zu dieser alten Börsenweisheit und der entsprechenden Anlagestrategie “Kaufen, wenn die Kanonen donnern!”? Sind Sie derselben Ansicht oder verfolgen Sie eine andere Anlagestrategie? Schreiben Sie es uns gern in die Kommentare hier unter diesem Beitrag.
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